Burnout, ein Wort, das uns mittlerweile überall begegnet und omnipräsent zu sein scheint.
Denn es ist im Begriff, neben Depressionen, die neue Volkskrankheit Nr. 1 zu werden.
Gefühle der Überforderung kennen wir alle aber ist das dann schon Burnout oder nur eine Episode des ‚es ist gerade alles zu viel‘?
Ist es ein neuer Gefühlszustand?
Oder was unterscheidet uns moderne westliche Menschen, die wir heute im Frieden und größtenteils im Wohlstand leben, von unserer Väter- und Großväter-Generation, die mit Krieg und Hunger zu kämpfen hatten. In einer Zeit in der es ums nackte Überleben ging?
Gab es das in dieser Zeit gerade deshalb nicht oder wurde nur nicht darüber gesprochen?
Fakt ist, die heutige Welt ist schnelllebiger und unpersönlicher geworden.
Das Zwischenmenschliche hat nicht mehr den Stellenwert wie früher. Es geht um Fakten, um messbare Leistung.
Oft entscheiden Computer statt Menschen darüber ob wir z.B. einen Kredit bekommen um eine Selbstständigkeit aufbauen zu können.
Der nette Banker, der sich früher wohlwollend mit einem Businessplan beschäftigt hat und dabei seine eigenen Erfahrungen mit dem Kreditnehmer in Bezug auf Vertrauenswürdigkeit etc. einfließen lassen konnte, ist ausgestorben und wurde durch Rating Zahlen ersetzt.
Und so ist es in vielen Bereichen.
Das hat den Leistungsdruck erhöht, das erleben wir bereits bei unseren Kindern und Jugendlichen im Schulsystem.
Wer nicht mithalten kann, ist eben raus und hat in der Gesellschaft keinen Platz verdient, so die Botschaft.
Wir müssen immer leistungsfähig, präsent, total auf unsere Ziele fokussiert und erfolgreich sein sonst gehören wir nicht mehr dazu.
Auch das Privatleben wird derart auf den Prüfstand gestellt.
So muss man sich zu seiner beruflichen Leistung auch noch privat an Erfolgsparametern messen lassen.
Immer positiv, jung, topfit, schön und schlank sein, Sport machen, sich gesund und nachhaltig ernähren.
Und auch möglichst noch sein Facebook-, Twitter-, und Instagram Profil immer mit neuen, interessanten Beiträgen füttern.
Unsere Kids folgen Influencern die uns vormachen wie einfach das doch geht so ein Strahlemännchen/weibchen zu werden. Doch vor lauter Schein vergessen wir das Sein.
Und so fallen viele mit ihrem immer noch ureigensten Bedürfnis nach Menschlichkeit, Tiefe und wirklichem Gesehen werden einfach durch’s Raster.
Erlebnisbericht eines Betroffenen –
‚Ich weiß noch wie heute wie es war als ich mir selbst etwas vormachte und nicht daran glaubte, dass ich einen Burnout habe, ich doch nicht!
Zwar dämmerte mir, dass ich nicht mehr so leistungsfähig war wie früher und mein Körper schon lange nicht mehr funktionierte wie er sollte.
Aber ich tat einfach so als wären Appetitverlust, Schlafstörungen und chronische Schmerzen nur eine vorübergehende Schwäche.
Ich konnte mir nicht eingestehen, dass ich schon lange jenseits aller Grenzen agierte und nur noch auf dem Zahnfleisch meiner letzten Kraft lief. Gründe gab es weiß Gott genug, die den stärksten Ochsen umgehauen hätten. Aber ich lief einfach weiter in meinem Hamsterrad, hatte damals auch keine andere Wahl denn der Druck war immens groß, von mir hing alles ab und ich hatte auch die Verantwortung für viele andere Menschen. Ich überging meine eigenen Bedürfnisse und hatte auch keinen Zugang mehr zu diesen. Denn alles was ich von mir forderte war Leistung, Leistung, Leistung, nichts anderes zählte mehr.
Das ging viele Jahre so bis ich richtig krank wurde. So krank, dass ich zur Untätigkeit und zum Nachdenken über mein Leben verdammt war. Mein System muss auf diesen Zeitpunkt gewartet haben, denn mit einem Mal ging plötzlich gar nichts mehr. Ich konnte nicht mehr klar denken, war fahrig und unkonzentriert. Manchmal wusste ich mitten im Satz nicht mehr wie er enden sollte. Ich war verzweifelt und dachte ich werde verrückt. So konnte ich meine leitende Position nicht weiter erfüllen, das war plötzlich klar.
Aber es dauerte immer noch lange bis ich aufhörte mich dafür zu verurteilen, akzeptieren konnte mich nicht mehr als gescheitert anzusehen. Und mich endlich meiner Heilung und dem wirklich wirklich Wichtigen in meinem Leben widmete, wobei mir Coaching und Therapie sehr geholfen haben. Seitdem hat sich viel verändert und ich habe heute eine andere Haltung zum Leben. Mir ist jetzt bewusst wie kostbar unsere Zeit auf dieser Erde ist und ich will sie niemals wieder vergeuden.‘
Wie erkennen wir also ob wir dabei sind ein Burnout zu entwickeln bevor es zur totalen Erschöpfung kommt? Folgende Warnsignale sollten wir ernst nehmen:
– Verdrängung von Konflikten und Ausblenden der eigenen Bedürfnisse
– Berufliche Leistung als einziger Lebensinhalt, kaum Raum für Freizeit und Vergnügungen
– Rückzug – Soziales Umfeld wird als belastend empfunden
– Appetitverlust, oft mit deutlicher Gewichtsabnahme / Schlafstörungen
– Chronische Schmerzen oder körperliche Symptome ohne organische Ursache
– Zunahme des Konsums von Alkohol, Medikamenten und Drogen um weiter zu funktionieren
– Konzentrationsstörungen / Merkfähigkeitsstörungen
– Gefühl der inneren Leere
Das Wichtigste ist die Erkenntnis, dass man gefährdet oder bereits im Burnout Prozess gefangen ist und die Bereitschaft hat etwas daran zu ändern, indem z.B. Stress reduziert wird, Auszeiten genommen und gezielte Entspannungstechniken und Achtsamkeitsübungen trainiert werden.
Regelmäßige Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung sowie ausreichend Schlaf sind ebenfalls notwendig um unseren Körper und Geist in Balance zu halten.