Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, in der ich mich standhaft geweigert hatte, mich zum Sklaven der neuesten Technik zu machen und mir Sorgen um die heutige Generation machte die immer mehr nur noch in Abhängigkeit davon funktionierte. Ich wollte lange kein Smartphone, verteufelte Touch Screens, sah in Tablets und Co. keinen tieferen Sinn. Und wurde nicht müde von den Gefahren zu reden, die dies gesellschaftlich und auf lange Sicht für uns bedeuten würde.

Natürlich zwang mich schon bald mein Beruf mich mit diesen Medien auseinanderzusetzen um nicht hinter‘m Mond und als von vorgestern zu gelten. Es dauerte nicht lange und ich sah nicht nur die Vorzüge sondern war ganz klar infiziert. Das wahre Ausmaß meiner Sucht ließ nicht lange auf sich warten. Als ich im Zuge eines Seminars selbst für ein Wochenende auf mein Smartphone verzichten sollte, bekam ich schiere Panik – ein ganzes Wochenende ohne? Wie soll ich das aushalten? Es half nichts, auch ich musste mein Handy abgeben und versprechen dass ich mich in dieser Zeit nicht mit anderen viereckigen Kästen ‚ersatzbefriedige‘.

Was soll ich sagen – es war hart, das Wochenende schier endlos und ich war glücklich am Montag danach das heilige Objekt meiner Begierde zurück zu bekommen. Ich schämte mich dafür, widersprach dieses Verhalten doch allem was ich bis dato selbst gepredigt hatte aber mich hatte die Mediensucht dennoch erwischt. Zu schön ist es mal schnell was zu googeln, ein Foto, Video oder einen Beitrag zu teilen oder sich mit anderen per Whatsapp auszutauschen.

Heute weiß ich demnach – es hilft kein Boykott, es holt einen ein, so oder so. Die Screens gehören mittlerweile untrennbar zu unserem Leben, das habe ich akzeptiert. Dennoch zwinge ich mich seitdem regelmäßig zu kleinen Auszeiten, nehme beim Spaziergang mit dem Hund oder bei privaten Treffen kein Handy mit. Versuche die Natur völlig ungestört in mich aufzunehmen oder mich wirklich dem Menschen zu widmen der gerade vor mir sitzt ohne dass es ständig piepst und meine Aufmerksamkeit abgelenkt wird.

Ich komme allerdings noch aus der Generation, die noch wusste wie es ohne ging, auch wenn wir es uns heute nicht mehr wirklich vorstellen können. Wenn ich mit Jüngeren zusammen bin, die während des Gesprächs dauernd auf ihr Smartphone schielen, frage ich mich immer, wie es wohl in 10 Jahren um unsere Kommunikation bestellt sein wird. Denn bei noch so viel Multitasking-Fähigkeiten ist mehr als Oberflächlichkeit auf diese Art nicht drin und das ist schade um den Moment.

Wenn wir die Welt nur noch durch ein Objektiv betrachten statt selbst zu gucken weil es wichtiger geworden ist seine Erlebnisse irgendwo zu posten statt sich mit Freude einfach nur daran zu erinnern, ist ein Punkt erreicht der too much ist. Wenn wir nur noch tippen statt zu reden und unsere Gefühlsbandbreite nur noch in Form von Emojis stattfindet, tut uns das auf Dauer nicht gut, das sehe ich auch heute noch so.